Nachdem die Caritas 51 Prozent des Kelheimer Krankenhauses übernommen hat, geht es jetzt an die konkrete Umsetzung der neuen Verhältnisse.
(ty) Der Diözesan-Caritas-Verband aus Regensburg hatte – wie berichtet – in diesem Monat die Führung des bisherigen Kreiskrankenhauses in Kelheim übernommen. Mittlerweile trägt die ehemalige Goldberg-Klinik den Namen "Caritas-Krankenhaus St. Lukas". Wie jetzt erklärt wurde, hat mittlerweile auch der neu formierte, zwölfköpfige Aufsichtsrat seine Arbeit aufgenommen. Dem Gremium steht kein geringerer vor als Clemens Prokop; er ist Präsident des Landgerichts in Landshut und bekannt auch als langjähriger Vorsitzender des deutschen Leichtathletik-Verbands. In seiner konstituierenden Sitzung hat der Aufsichtsrat gleich eine personelle Änderung in der Geschäftsführung des Krankenhauses beschlossen.
Am Montag, so wurde per Presse-Mitteilung aus dem Kelheimer Landratsamt erklärt, war der neue Aufsichtsrat der "Caritas-Krankenhaus St. Lukas GmbH" wie geplant zu seiner konstituierenden Sitzung zusammengetreten. Damit sei das höchste Aufsichts-Gremium beschlussfähig und der Übergangs-Prozess von der ehemaligen Goldberg-Klinik in 100-prozentiger Trägerschaft des Landkreises zum jetzigen "Caritas-Krankenhaus St. Lukas" mit dem Caritas-Verband aus Regensburg als Mehrheits-Eigner formal vollzogen. Die Caritas übernahm, wie berichtet, 51 Prozent der Goldberg-Klinik-GmbH zum symbolischen Preis von einem Euro und führt künftig die Geschäfte. Der Landkreis behält indes 49 Prozent und bleibt Eigentümer des Grundstücks sowie der Krankenhaus-Gebäude.
Dem Aufsichtsrat gehören von Seiten des Diözesan-Caritas-Verbands (DiCV) Regensburg an:
- Dr. Clemens Prokop, stellvertretender Vorsitzender des DiCV (Aufsichtsrats-Vorsitzender)
- Michael Weißmann, Diözesan-Caritas-Direktor
- Professor Franz Merl, Vorsitzender des Caritasrats
- Theo Zellner, Caritasrat
- Thomas Rieder, Leiter der Abteilung für Wirtschaft und Finanzen des DiCV
- Irmgard Rosenmüller, Personal-Abteilung des DiCV
Den Landkreis Kelheim vertreten im Aufsichtsrat:
- Martin Neumeyer (CSU), Landrat
- Christian Schweiger (CSU), Kreisrat
- Dennis Diermeier (FW), Kreisrat
- Willi Dürr (SPD), Kreisrat
- Ferdinand Hackelsperger (ÖDP), Kreisrat
- Helmut Mayer (Betriebsrats-Vorsitzender), entsandt vom Landkreis Kelheim auf Vorschlag des Betriebsrats
Den Vorsitz in dem neu formierten Aufsichtsrat hat, so heißt es weiter, Clemens Prokop (Jahrgang 1957) inne. Er stammt aus dem Landkreis Kelheim, widmete sich früher dem Leistungssport und war einst deutscher Jugend-Hallenmeister im Weitsprung. Nach seinem Jura-Studium und den Staatsexamen arbeitete er als Richter am Landgericht in Landshut und als Staatsanwalt in Regensburg. Anschließend war er Direktor des Amtsgerichts in Kelheim, danach Direktor des Amtsgerichts in Regensburg. 2019 wurde er Leitender Oberstaatsanwalt in Regensburg, seit Sommer 2020 ist er Präsident des Landgerichts in Landshut. Von 2001 bis 2017 war er Präsident des deutschen Leichtathletik-Verbands.
Ein weiterer bekannter Name in dem Aufsichts-Gremium ist Theo Zellner. Der CSU-Mann ist ehemaliger Bürgermeister von Kötzting und ehemaliger Landrat von Cham; er war Präsident des bayerischen Landkreistags und Vize-Präsident des deutschen Landkreistags. Weithin bekannt wurde er vor allem als Präsident des bayerischen Sparkassen-Verbandes und als Präsident des bayerischen Roten Kreuzes (BRK).
In einer ersten Entscheidung des neuen Klinik-Aufsichtsrats wurde laut Mitteilung aus dem Kelheimer Landratsamt die Geschäftsführung des Kelheimer Krankenhauses neu besetzt. Das Gremium habe Sabine Hehn als neue Geschäftsführerin berufen, wurde dazu erklärt. Sie tritt damit die Nachfolge von Dagmar Reich an, die seit dem Jahre 2006 als Geschäftsführerin der Goldberg-Klinik wirkte. Hehn sei studierte Krankenhaus- und Personal-Betriebswirtin; sie verfüge inzwischen über 16 Jahre Berufserfahrung im Krankenhaus-Management. "Ich durfte im Krankenhaus von der Pike auf lernen", sagt die neue Chefin. Einer der wichtigsten ersten Schritte sei jetzt für sie das gute Kennenlernen im Haus. Eine Mitarbeiter-Versammlung ist für den morgigen Donnerstag angesetzt.
Diözesan Caritas-Direktor Michael Weißmann (von links), Aufsichtsrats-Vorsitzender Clemens Prokop, die neue Geschäftsführerin Sabine Hehn, der Kelheimer Landrat Martin Neumeyer und Jan Hacker, der Vorstands-Vorsitzende der Oberender-AG. Foto: Hans-Christian Wagner
Hehn war nach offiziellen Angaben zuletzt Senior-Managerin (Bereichs-Leitung Personal) bei der Oberender-AG, einer Unternehmens-Beratung im Gesundheitswesen. Die Oberender-AG habe den Prozess der strategischen Zusammenarbeit zwischen dem Landkreis Kelheim und dem Caritas-Verband begleitet. Die gefundene Lösung ist für den Vorstands-Vorsitzenden der Oberender-AG, Jan Hacker, die richtige Weichenstellung für die Zukunft. "Durch die strategische Partnerschaft öffnen sich neue Perspektiven", sagt er.
Von Seiten des Landkreises Kelheim heißt es, das neue Caritas-Krankenhaus "St. Lukas" werde eigenständig bleiben. Gleichzeitig könnten durch Kooperationen mit dem Regensburger Caritas-Krankenhaus "St. Josef" Synergie-Effekte geschaffen werden. Die gute medizinische Versorgung der Landkreis-Bürger auf Dauer sicherzustellen, sei das Ziel der im Jahre 2020 begonnenen und nun abgeschlossenen Neuausrichtung der Träger-Struktur beim Kelheimer Krankenhaus. Landrat Martin Neumeyer (CSU) unterstreicht erneut die Bedeutung dieses Projekts. "Wir brauchen strategische Partner und wenn man Gespräche kritisch konstruktiv führt, dann funktioniert das."
"Der komplexe Prozess der Überführung in die neue Trägerstruktur ist in bester Weise vollzogen worden", erklärt Diözesan-Caritas-Direktor Michael Weißmann und versichert: "Wir wollen und werden für den Landkreis ein verlässlicher Partner sein." Aufsichtsrats-Chef Prokop betont: Das Ziel sei, das Krankenhaus langfristig abzusichern, qualitativ höchste Versorgung zu gewährleisten und dabei wirtschaftliche Stabilität zu erreichen. "Der Startschuss ist gefallen. Wir gehen ins Rennen und wollen am Ende auch gewinnen."
Wie berichtet, wird der Landkreis Kelheim wohl trotz der nun gestarteten Zusammenarbeit mit der Caritas für das Krankenhaus in Kelheim nach wie vor kräftig zur Kasse gebeten. Auf Anfrage unserer Redaktion hatte das Landratsamt bekanntlich erklärt: "Der Landkreis wird im Rahmen der strategischen Partnerschaft auch weiterhin für entstehende Defizite der Goldberg-Klinik aufkommen, aber auch mögliche Gewinne erhalten, die allerdings nicht abgeschöpft, sondern am Klinik-Standort reinvestiert werden." Weiter hieß es: "Die Caritas als Non-Profit Unternehmen hingegen ist bereit, ihr Know-How und die Patienten-Steuerung aus Regensburg an dem Standort Kelheim vorzunehmen."
Im Januar dieses Jahres hatte das Kelheimer Kreistags-Gremium bekanntlich mit 47:5 Stimmen seine unmissverständliche Zustimmung zu der Kooperation mit dem Diözesan-Caritas-Verband aus Regensburg gegeben. Wie aus den Unterlagen zur entscheidenden Kreistag-Sitzung hervorging, muss in den Jahren 2022 bis 2032 mit einem Betriebs-Defizit von insgesamt rund 51,5 Millionen Euro gerechnet werden. Hinzu kämen bestehende Tilgungs-Aufwände von zirka 27,8 Millionen Euro sowie Zins-Aufwände von rund 6,8 Millionen Euro.
Das Krankenhaus in Kelheim betreibt nach offiziellen Angaben derzeit rund 180 Betten und zählt insgesamt 580 Beschäftigte im medizinischen, pflegerischen und medizinisch-technischen Bereich sowie in Management und Administration. Jährlich werden über 10 000 Patienten stationär und 20 000 ambulant versorgt.
Ausführliche Hintergrund-Berichte:
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