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Heuer wird für die kommunalen Krankenhäuser in Pfaffenhofen und Mainburg ein Minus von 23 Millionen Euro erwartet. Geschäftsführer Degen: "Wenn wir die bestehenden Strukturen so weiterfahren, wird es keine großen Veränderungen geben."

Von Tobias Zell

Die Finanzierung der Ilmtalklinik-GmbH, unter deren Dach die Krankenhäuser in Pfaffenhofen und Mainburg – getragen von den Landkreisen Pfaffenhofen und Kelheim – firmieren, ist und bleibt eine Herausforderung. Das vergangene Jahr wurde mit einem Fehlbetrag von knapp 14 Millionen Euro abgeschlossen. Laut Wirtschaftsplan war sogar ein Defizit von 19,7 Millionen Euro erwartet worden; doch nicht nur angesichts der trotzdem tiefroten Zahlen kann von Entspannung keine Rede sein. Zumal für heuer mit einen Minus in Höhe von rund 23 Millionen Euro gerechnet wird – ein neuerlicher Negativ-Rekord. "Wenn wir die bestehenden Strukturen so weiterfahren, wird es keine großen Veränderungen geben", sagt Ilmtalklinik-Geschäftsführer Christian Degen. Wir fassen die Lage zusammen und erläutern die Hintergründe.

In einer öffentlichen Sitzung des Kreistags von Pfaffenhofen wurden diese Woche die neusten Zahlen präsentiert. In seinem Situation-Bericht legte der – quer durch die Fraktionen immer wieder für Engagement und Transparenz gelobte – Ilmtalklinik-Chef Degen dabei jede Menge an Daten und Erläuterungen auf den Tisch. Die Summe der gesammelten Case-Mix-Punkte, ein Wert zur Ermittlung der "Fallschwere" und wichtig für das Controlling, die Erlöse und die erbrachten Leistungen – liegt heuer für den Zeitraum von Januar bis September bei 7518. Das sind 804 Zähler weniger als im Vorjahres-Zeitraum und 925 Punkte weniger als im aktuellen Wirtschaftsplan vorgesehen. Dafür nennt Degen zwei Hauptgründe.

Trend zu ambulanten Behandlungen

Erstens habe man mittlerweile am Klinik-Standort in Mainburg keine Allgemein-Chirurgie mehr. Zweitens gebe es einen schwungvollen und zunehmenden Trend zu ambulanten Behandlungen. Das finanzielle Dilemma, das sich aus dieser unaufhaltsam scheinenden Entwicklung ergibt: Für ambulante Eingriffe sei fast derselbe Personal-Einsatz erforderlich, doch die Klinik bekomme zwei Drittel weniger Geld. Laut Degen verzeichneten die beiden Ilmtalkliniken heuer von Januar bis September 14 875 ambulante Notfälle, im Vorjahres-Zeitraum waren es 13 987. Die Zahl der stationären Fälle sank dagegen von 11 394 auf 10 423. Das trage auch zu einer sinkenden Betten-Belegung bei – wenngleich angesichts von deutlich über 80 Prozent immer noch von einer Vollauslastung gesprochen werden könne.

Klare Fortschritte vermeldet der Klinik-Chef bei der Reduzierung der Anzahl von Leiharbeitskräften. Das ist deshalb bedeutsam, weil Leihkräfte deutlich mehr kosten als eigene Angestellte. Im Pflege-Bereich ist laut Degen die Zahl diesbezüglich von 30 im Januar vergangenen Jahres auf 14 im September dieses Jahres gesunken. Auf diesem Niveau werde es sich angesichts des Bedarfs auf der Intensiv-Station in Pfaffenhofen einpendeln.

Das Minus aus dem laufenden Betrieb der beiden Krankenhäuser belief sich im vergangenen Jahr laut Degen auf 12,9 Millionen Euro. Das operative Ergebnis fiel damit deutlich besser aus, als im Wirtschaftsplan (minus 17,7 Millionen Euro) niedergelegt und nach der jüngsten Prognose (minus 14,3 Millionen Euro) erwartet worden war. Die Erträge beliefen sich auf 87,1 Millionen Euro. Sie fielen damit um 12,5 Millionen Euro höher aus als zuletzt prognostiziert – jedoch um 11,9 Millionen Euro niedriger als geplant. Die Personalkosten summierten sich auf 54,4 Millionen Euro, das waren 5,1 Millionen Euro weniger als erwartet. Allerdings waren "Sachkosten und andere Aufwendungen" mit 45,6 Millionen Euro um 12,3 Millionen höher als der Wirtschaftsplan vorsah. "Dies liegt insbesondere daran, dass die geplanten Personal-Aufwendungen aufgrund fehlender Besetzung zurückgingen und diese in Teilen durch Leiharbeitskräfte kompensiert wurden, die jedoch in die Sachkosten einfließen", so Degen gegenüber unserer Zeitung.

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Während also das Minus aus dem laufenden Betrieb im vergangenen Jahr bei 12,9 Millionen Euro lag, wird für heuer laut Wirtschaftsplan mit einem operativen Fehlbetrag in Höhe von 21,4 Millionen Euro gerechnet und laut jüngster Prognose mit einem Defizit von 21,3 Millionen Euro. Zur Einordnung haben wir nachfolgend die operativen Jahres-Ergebnisse der Ilmtalklinik-GmbH aus den vergangenen Jahren zusammengestellt:

  • 2005: + 500 000 Euro
  • 2006: + 65 000 Euro
  • 2007: + 95 000 Euro
  • 2008: + 170 000 Euro
  • 2009: + 430 000 Euro
  • 2010: + 252 000 Euro
  • 2011: – 480 000 Euro
  • 2012: – 1,6 Millionen Euro
  • 2013: – 4,0 Millionen Euro
  • 2014: – 3,1 Millionen Euro
  • 2015: – 5,2 Millionen Euro
  • 2016: – 4,8 Millionen Euro
  • 2017: – 4,5 Millionen Euro
  • 2018: – 4,2 Millionen Euro
  • 2019: – 4,9 Millionen Euro
  • 2020: – 6,5 Millionen Euro
  • 2021: – 9,6 Millionen Euro
  • 2022: – 11,8 Millionen Euro
  • 2023: – 12,9 Millionen Euro
  • 2024: – 21,3 Millionen Euro (jüngste Prognose)

Höher als das operative Defizit fiel zuletzt regelmäßig der gesamte Fehlbetrag aus. Dieser betrug für das vergangene Jahr 13,96 Millionen Euro – laut Wirtschaftsplan war sogar mit 19,68 Millionen Euro gerechnet worden. Für heuer sieht der Wirtschaftsplan einen Gesamt-Fehlbetrag von 22,91 Millionen Euro vor, nach derzeitigem Stand werden es 23,16 Millionen Euro. Den gesamten Fehlbetrag haben alljährlich die beiden Gesellschafter der Klinik-GmbH, der Kreis Pfaffenhofen und der Kreis Kelheim, entsprechend ihrer Anteile zu decken. Wie mehrfach berichtet, gilt seit dem Geschäftsjahr 2021 eine deutliche Änderung bei der Aufteilung der Gesellschafter-Anteile.

Dadurch verschob sich die Verteilung von 85 Prozent (Kreis Pfaffenhofen) zu 15 Prozent (Kreis Kelheim) auf seither 73 Prozent (Kreis Pfaffenhofen) zu 27 Prozent (Kreis Kelheim). Angesichts eines Defizits im mittlerweile jährlich achtstelligen Euro-Bereich ist der Unterschied zwischen der alten und neuen Verteilung keineswegs nur auf dem Papier bedeutsam, sondern millionenschwer. Für das vergangene Jahr musste der Kreis Pfaffenhofen rund 10,2 Millionen Euro an die Klinik-Gesellschaft überweisen – das sich für heuer abzeichnende Minus würde satte 16,7 Millionen Euro bedeuten.

Seriöse Hoffnungen auf eine deutliche Defizit-Reduzierung kann Klinik-Geschäftsführer Degen im Falle eines grundsätzlichen Beibehaltens des aktuellen Kurses nachvollziehbarerweise nicht machen. "Wir haben noch ein paar Chancen", sagt er. "Aber wenn wir die bestehenden Strukturen so weiterfahren, wird es keine großen Veränderungen geben." Ein einfaches Beispiel: Allein um die durch Tarif-Erhöhungen steigenden Personal-Kosten auszugleichen, müssten die Ilmtalkliniken entweder denselben Betrag durch Mehreinnahmen aus medizinischen Leistungen generieren oder die Summe anderweitig einsparen. 

Unsicherheiten wegen Klinik-Reform

Degen verweist aber zudem auf die erheblichen Herausforderungen, die angesichts der bevorstehenden Krankenhaus-Reform auf die Häuser zukommen: Vor allem die bislang unklare Ausgestaltung der Finanzierung der so genannten Leistungs-Gruppen führe zu "finanziellen Unsicherheiten", betont er. Das erschwere derzeit strategische Entscheidungen und zwinge dazu, Pläne kontinuierlich zu überdenken sowie flexibel auf mögliche Änderungen der Rahmenbedingungen zu reagieren. "Wir müssen uns für verschiedene Szenarien wappnen und gleichzeitig strategisch gut aufgestellt sein, um weiterhin eine bedarfsgerechte Versorgung sicherstellen zu können", sagt er.

Laut Mitteilung des Bundesgesundheitsministeriums wird das Spektrum der medizinischen Leistungen der Krankenhäuser künftig in einem ersten Schritt in 65 so genannten Leistungs-Gruppen abgebildet. Diese Leistungs-Gruppen werden den Angaben zufolge bundeseinheitlich definiert und mit Mindest-Qualitäts-Anforderungen hinterlegt, die erfüllt sein müssen, damit einem Krankenhaus die jeweilige Leistungs-Gruppe durch die zuständige Landesbehörde zugewiesen werden darf und es hierfür eine Vorhalte-Vergütung erhält. 

Zunehmend ambulante Strukturen 

Dazu erklärt Degen: "Wir positionieren uns derzeit für die möglichen Leistungs-Gruppen, ohne zu wissen, was am Ende für die Ilmtalklinik rauskommt." Denn dazu liege noch kein Katalog vor. Die Ilmtalkliniken gehen seinen Worten zufolge diesbezüglich also in Vorleistung. Klar sei aber: "Der in unseren beiden Häusern registrierte Rückgang der stationären Fälle und die gleichzeitige Zunahme der ambulanten Behandlungen entsprechen dem politischen Ziel der Ambulantisierung – und das wird durch die Krankenhaus-Reform weiter verstärkt. Wir richten uns daher zunehmend auf ambulante Strukturen aus."


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