Identität und Todes-Umstände nach wie vor unklar. Kripo hofft auf Hinweise und verteilt Flugblätter. Rechtsmedizinische Untersuchungen laufen. Tötungs-Delikt nicht ausgeschlossen.
(ty) Nach dem Fund einer verpackten Kinder-Leiche am 19. Mai in der Donau zwischen Großmehring und Vohburg laufen die Ermittlungen der Kripo unvermindert weiter. Das wurde heute aus dem Polizeipräsidium Oberbayern-Nord versichert. Im Laufe des Tages werden den Angaben zufolge Flugblätter (siehe unten) verteilt. Denn die Kriminaler seien "dringend auf sachdienliche Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen". Auf zentrale Fragen zu dem Aufsehen erregenden Fall gibt es nach wie vor keine Antwort: Wer ist der laut Rechtsmedizin etwa vier bis sechs Jahre alte Bub? Wann, wie, wo und unter welchen Umständen starb er? Wann, wo und warum gelangte die Leiche ins Wasser? Die Kripo ermittelt bekanntlich in alle Richtungen, schließt dabei auch ein Tötungs-Delikt nicht aus.
Bereits am 31. Mai und am 2. Juni hatten Beamtinnen und Beamte vom Polizei-Einsatzzug aus Ingolstadt sowohl Spaziergänger und Radler als auch Wassersportler befragt, die sich im Bereich zwischen den Donau-Staustufen Ingolstadt und Vohburg aufhielten. "Diese Maßnahme lieferte leider keine neuen Erkenntnisse", wurde heute aus dem Polizeipräsidium Oberbayern-Nord erklärt. Im Laufe des heutigen Tages, so heißt es weiter, werden nun Flugblätter an die örtlichen Fischerei- und Wassersport-Vereine verteilt. Hierdurch solle "erneut gewährleistet werden, dass alle potenziellen Hinweisgeber über den Leichenfund informiert sind".
Da unter anderem die Identität des toten Buben noch immer nicht geklärt sei, sei die Kriminalpolizei dringend auf sachdienliche Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen. Erneut wendet sich das Polizeipräsidium Oberbayern-Nord deshalb an die Öffentlichkeit und appelliert: "Bürgerinnen und Bürger, die seit Beginn des Frühjahrs ungewöhnliche Beobachtungen oder sonstige verdächtige Wahrnehmungen im Bereich der Donau zischen den Staustufen Ingolstadt und Vohburg gemacht haben, werden gebeten, diese unter (08 41) 93 43 0 zu melden."
Im Fokus der Beamten von der eigens gebildeten Ermittlungs-Gruppe namens Fluvius (Lateinisch für "Fluss") steht – wie mehrfach berichtet – vor allem auch die Klärung der Identität des toten Buben. Die Bewertung von aktenkundigen Vermissten-Fällen sei in diesem Zusammenhang eine "tragende Säule". Zunächst war gemeldet worden, dass bei derzeit insgesamt 16 offenen Vermissten-Fällen im Freistaat, die laut Polizei für diesen Fall bedeutsam sein könnten, "jeweils die näheren Umstände des Verschwindens und damit mögliche Zusammenhänge" geprüft werden. Kürzlich wurde dazu ergänzt, dass diese 16 Fälle mittlerweile auf neun möglicherweise relevante Fälle eingegrenzt werden konnten.
Diese neun Fälle würden nun von der Ermittlungs-Gruppe weiter abgeklärt, so der Polizei-Sprecher. Über diese bayernweiten Abklärungen hinaus läuft nach Angaben der Polizei parallel und nach wie vor auch ein bundesweiter Abgleich von weiteren, möglicherweise relevanten Vermissten-Fällen. Auch Fälle aus dem benachbarten Ausland werden überprüft. Im Zuständigkeits-Bereich des in Ingolstadt ansässigen Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord selbst liegen – wie bereit gemeldet – aktuell "keine ungeklärten Vermissungen vor, die mit dem Leichenfund in Verbindung gebracht werden können".
Auch die Durchsuchung von Treibgut, das sich an den Donau-Staustufen Ingolstadt und Vohburg angesammelt hatte, brachte keine neuen Erkenntnisse in dem Fall.
Die im Wasser treibende, verpackte Leiche des Buben im Vorschul-Alter war, wie berichtet, am 19. Mai von einem Kanu-Fahrer in der Nähe von Großmehring – oberhalb der Staustufe Vohburg – entdeckt worden. Zunächst war allerdings nicht einmal klar, dass es sich dabei um menschliche Überreste handelt. Am 21. Mai vermeldete die Polizei dann per Presse-Mitteilung den Fund einer menschlichen Leiche.
Am 23. Mai veröffentlichte das Polizeipräsidium Oberbayern-Nord erste Details zu dem Leichnam: "Eine Obduktion am Institut für Rechtsmedizin in München ergab, dass es sich um die Leiche eines Jungen im Vorschul-Alter handelt." Ein Polizei-Sprecher konkretisierte auf Anfrage unserer Redaktion diese Angabe und erklärte unter Berufung auf die vorliegenden rechtsmedizinischen Erkenntnisse, dass davon ausgegangen werde, dass der Bub zum Todes-Zeitpunkt vier bis sechs Jahre alt gewesen sei. Weitere rechtsmedizinische Untersuchungen laufen seither und sollen nähere Erkenntnisse liefern.
Mit Unterstützung des Technischen Hilfswerks (THW) war am 2. Juni – wie berichtet – die Donau zwischen Großmehring und Vohburg erneut unter die Lupe genommen. Wetterbedingt hatte nämlich ein erster Anlauf am 24. Mai vorzeitig abgebrochen werden müssen. Schuld war damals der einsetzende Regen. "Schwebteilchen-Eintrag und Unterwasser-Verwirbelungen wurden so stark, dass die Technik keine klaren Signale mehr liefern konnte", hieß es dazu von der Polizei.
Am 2. Juni erfolgte jedenfalls die Fortsetzung dieser Aktion. Den ganzen Tag über war ein Sonar-Gerät im Einsatz, erklärte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord. Das Sonar ist laut Polizei-Angaben so ausgerüstet, dass mit Hilfe ausgesandter Schall-Impulse etwaige Gegenstände unter Wasser "geortet und skizziert" werden. Außerdem hatte man eine "Unterwasser-Drohne", die mit einer Kamera ausgestattet war.
Ebenfalls am 2. Juni untersuchten die Kriminalbeamten das Schwemmgut, das sich über die vergangenen Monate hinweg an den Rechen der beiden Stau-Anlagen in Ingolstadt und Vohburg angesammelt hatte. Dieses Material, unter anderem viel Totholz, wurde von den Ermittlern in Augenschein genommen. Auch zwei Spürhunde waren dabei im Einsatz. Wie am 3. Juni zusammenfassend erklärt wurde, "konnten weder im Wasser noch im Rechen-Abfall für diesen Fall relevante Spuren gesichert werden". Mit diesen Aktionen am 2. Juni seien die Absuch-Maßnahmen im Bereich der Donau vermutlich vorerst abgeschlossen, war auf Nachfrage erklärt worden.
Neue Erkenntnisse oder neue Hinweise könnten freilich zu weiteren Such-Aktionen auf, in oder an der Donau führen. Aus den bislang aus der Bevölkerung eigegangenen Hinweisen habe sich noch keine heiße Spur ergeben, wurde heute auf Anfrage erklärt.
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