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Geschäftsführer Marcel John erwartet operativen Jahresfehlbetrag von 4,18 Millionen Euro – Als Hauptgründe nennt er zusätzliche Personalkosten sowie erbrachte Leistungen, die von den Krankenkassen nicht komplett bezahlt werden

(zel) Die Ilmtalklinik-GmbH mit ihren beiden Krankenhäusern in Pfaffenhofen und Mainburg wird das laufende Geschäftsjahr aller Voraussicht nach mit einem höheren Defizit abschließen als geplant. Wie Geschäftsführer Marcel John heute bei einem Pressegespräch bekanntgab, wird das für heuer gesetzte Wirtschaftsziel, das unterm Strich ein Minus von 4,53 Millionen Euro vorsah, wohl verfehlt. John rechnet mit einem Defizit in Höhe von 4,83 Millionen Euro.

Das liegt vor allem daran, dass das operative Ergebnis deutlich schlechter ausfällt als anvisiert: Hier blickt man einem Minus von 4,18 Millionen statt geplanten 3,05 Millionen Euro entgegen – also eine Verschlechterung um gut 1,1 Millionen Euro. Dass das Gesamtergebnis dennoch nur um etwa 300 000 Euro negativer ausfallen wird als erwartet, liegt daran, dass für heuer einkalkulierte Brandschutz-Maßnahmen verschoben wurden – allerdings nicht aus finanziellen Gründen, wie John sagt. 

Zu tragen haben das sich abzeichnende Defizit von rund 4,8 Millionen Euro letztlich anteilig die beiden Landkreise Pfaffenhofen (85 Prozent) und Kelheim (15 Prozent) als Gesellschafter der Klinik-GmbH. Geschäftsführer John sieht die Krankenkäuser dennoch auf dem richtigen Weg. „Aber es ist klar, dass es ein steiniger Weg wird.“ Dass das operative Ergebnis um gut 1,1 Millionen Euro schlechter ausfällt als geplant, macht er vor allem an zwei Punkten fest. Erstens: Kosten für externes Personal. Zweitens: Wegen des so genannten Mehrleistungs-Abschlags bekommt man erbrachte Leistungen im Umfang von 680 000 Euro nicht von den Krankenkassen erstattet. 

Den Hintergrund der offenbar deutlich höheren Personalkosten erklärt John mit dem Aufbau neuer medizinischer Teams, hoher Fluktuation im ärztlichen Bereich und der Neubesetzung von vier Chefarzt-Posten. In dieser Übergangsphase sei der unterstützende Einsatz von externem Personal „unverzichtbar“ gewesen, „um den Entwicklungs-Prozess nicht zu gefährden“, so John. Dieses externe Personal verursachte zusätzliche Kosten und ist der Hauptgrund dafür, dass das wirtschaftliche Jahresziel nicht erreicht wird.

Bekanntlich soll John die Ilmtalkliniken nachhaltig fit für die Zukunft machen und entsprechend umstrukturieren. Seine medizinische Strategie dafür ist standort-übergreifend und sieht neben der Sicherstellung der Grundversorgung auch Spezialisierungen auf mehreren Gebieten sowie die Erweiterung des Angebots vor. Vereinfacht gesagt: Man will sich breiter aufstellen, um Umsatz-Schwankungen in einzelnen Bereichen intern ausgleichen zu können. Das hängt auch mit dem Mehrleistungs-Abschlag zusammen – detaillierte Erläuterungen zu diesem komplexen Thema finden Sie am Ende dieses Beitrags.

Ungeachtet dessen, dass heuer das wirtschaftliche Jahresziel verfehlt wird, entwickeln sich die Zahlen der beiden Klinik-Standorte aber offenbar gut. John nannte heute auf Anfrage einige Beispiele:

  • Die Auslastung der Betten betrug gestern 86 Prozent.
  • Die Fallzahlen lagen heuer von Januar bis Oktober um vier Prozent höher als im Vorjahreszeitraum.
  • Die durchschnittliche Verweildauer der Patienten sank von 5,4 Tage im vergangenen Jahr auf jetzt 5,1 Tage. Eine niedrige Verweildauer ist nicht nur erfreulich für den Patienten, der schneller wieder nach Hause darf, sondern auch wirtschaftlich bedeutsam für die Klinik. Denn die wird von den Krankenkassen nicht nach Verweildauer bezahlt, sondern nach Leistung.
  • Als John seinen Dienst als Geschäftsführer antrat, lag die Auslastung der Operationssäle bei gut 40 Prozent. Inzwischen beträgt dieser Wert seinen Worten zufolge zwischen 50 und 60 Prozent. Alles über 60 Prozent gelte als guter Wert. Eine 100-prozentige Auslastung ist auch gar nicht möglich, da es ja immer Organisationszeiten vor und nach der OP gibt: etwa Narkosevorbereitung, Reinigung, Richtzeiten.

Landrat: Kurs beibehalten

Der Aufsichtsrat der Klinik-GmbH wurde von John bereits am Montag darüber informiert, dass das Jahresergebnis schlechter ausfällt als geplant. Gestern wurde die Kelheimer Kreispolitik in Kenntnis gesetzt; heute Nachmittag gab es ein Treffen mit den Fraktionschefs im Pfaffenhofener Kreistag. Der Pfaffenhofener Landrat Martin Wolf (CSU), der auch Vorsitzender des Aufsichtsrats ist, sagte gegenüber unserer Zeitung, es gelte nun den zusätzlichen Verlust aufzufangen.

Wolf schlägt vor, den eingeschlagenen Kurs beizubehalten und das Konzept von John unverändert fortzuführen. Der nun zu erwartende höhere Verlust sei „gut erklärbar“, sagte der Landrat mit Verweis auf die Begründungen, die der Klinik-Geschäftsführer geliefert hat.

Was ist der Mehrleistungs-Abschlag?

Bei den oben genannten Mehrleistungs-Abschlägen geht es darum, dass Kliniken Leistungen, die sie erbracht haben, nicht zu 100 Prozent von den Krankenkassen bezahlt bekommen. Eine durchaus komplizierte Materie, die man – stark vereinfacht – wie folgt erklären kann. Für jedes Jahr vereinbart die Klinik-GmbH mit den Krankenkassen so genannte Leistungspunkte – die errechnen sich aus der Fallzahl (der Patienten) und aus dem Schweregrad (der Behandlung). Ein Leistungspunkt wird mit einer festen Summe entlohnt. Erarbeitet sich nun eine Klinik in einem Jahr mehr Leistungspunkte, weil sie zum Beispiel mehr Patienten verzeichnet oder mehr Eingriffe durchführt, dann „verkauft“ sie den Krankenkassen sozusagen mehr als ausgemacht. Diese Mehrleistungen bezahlen die Krankenkassen dann aber nicht zu 100 Prozent, sondern nehmen sich eine Art Rabatt, den Mehrleistungs-Abschlag.  

Dieser Abschlag beträgt aktuell 25 Prozent sowie ab dem Jahr 2017 – als Folge der Krankenhaus-Reform – sogar mindestens 35 Prozent. Es kommt aber noch etwas Entscheidendes dazu: Denn der Mehrleistungs-Abschlag fällt jeweils für drei Jahre an. Das bedeutet zum Beispiel, dass heuer die Abschläge der Jahre 2013, 2014 und 2015 erhoben werden – im kommenden Jahr dann der aktuelle Abschlag für 2016 plus noch einmal die Abschläge aus den beiden Vorjahren 2015 und 2014. Insgesamt gehen der Ilmtalklinik heuer aufgrund dieser Regelung 680 000 Euro verloren; im vergangenen Jahr waren es 100 000.

Das Tückische an dieser Abschlags-Regelung ist – überspitzt gesagt – dass eine Klinik in gewissem Sinne dafür bestraft wird, wenn sich die Zahlen positiv entwickeln. Hat man zum Beispiel ein schlechtes Jahr, orientieren sich die für das kommende Jahr vereinbarten Leistungspunkte daran. Läuft es in diesem Folgejahr aber wieder besser und man erarbeitet sich deshalb mehr Leistungspunkte, gilt dies wieder als Mehrleistung und der satte Abschlag wird fällig.

Standen im vergangenen Jahr von Januar bis Oktober 10 528 Leistungspunkte bei der Ilmtalklinik zu Buche, sind es dieses Jahr im genannten Zeitraum 11 070. Unterm Strich geht John davon aus, dass die Klinik-GmbH heuer rund 700 Punkte mehr vermelden wird als im vergangenen Jahr.

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