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Wie massiv fallen die Maßnahmen zur Reduzierung des Defizits aus? Und wie geht es in der Geschäftsführung weiter? Es gibt mehrere Optionen 

(zel) Im vergangenen Jahr hat die Ilmtalklinik-GmbH mit ihren beiden Krankenhäusern in Mainburg und Pfaffenhofen ein Defizit von 5,1 Millionen Euro gemacht. Als diese Dimension bekannt wurde, schrillten die Alarmglocken. Bekanntlich wurde ein Gutachten in Auftrag gegeben, das die wirtschaftliche Situation, den aktuellen Kurs sowie die Perspektiven unter die Lupe nehmen soll. Die Expertise kostet dem Vernehmen nach zwischen 80 000 und 100 000 Euro. Und sie soll dazu beitragen, die Klinik-GmbH aus den tiefroten Zahlen zu führen. 

Von den Ergebnissen dieses Gutachtens, das für Ende Juni, Anfang Juli erwartet wird, erhoffen sich die Entscheidungsträger „die Aufdeckung von Kostenreserven und die Überprüfung des Leistungsspektrums hinsichtlich der besonderen Herausforderungen für die Standorte Pfaffenhofen und Mainburg“. So steht es, wie berichtet, in einer Pressemitteilung, die gestern nach der Sitzung des Klinik-Aufsichtsrats veröffentlicht worden ist. Ziel ist es demnach auch, „anhand von Sofortmaßnahmen“ bereits in diesem Jahr „eine Verbesserung der wirtschaftlichen Ergebnis-Entwicklung einzuleiten“. Das klingt nach knallhartem Sparkurs und nach deutlichen Maßnahmen. 

Nicht vorzeitig für Unruhe sorgen? 

Wie zu erfahren war, gab es in der gestrigen Sitzung eine kurze Präsentation des mit dem Gutachten beauftragen renommierten Beratungs-Unternehmens „Ernst & Young“. Ein „Zwischenbericht“ sei das gewesen, hieß es offiziell. Zu den vorgestellten Inhalten wollte Landrat Martin Wolf (CSU), der auch Chef des Aufsichtsrats ist, bekanntlich keine Angaben machen. Inzwischen ist aber durchgesickert, dass den Ausführungen der Experten bereits zu entnehmen gewesen sein soll, dass sie offenbar bereits recht konkrete Ansatzpunkte sehen und zudem schon tiefergehende Erkenntnisse gewonnen haben. 

Nähere Details zu den laufenden Untersuchungen seien gestern wohl auch deshalb noch nicht kundgetan worden, um nicht schon vor dem Vorliegen des fertigen Gutachtens für Unruhe zu sorgen, sagte heute ein Insider im Gespräch mit unserer Zeitung. Es soll sich aber dennoch bereits angedeutet haben, dass die Berater letztlich den einen oder anderen massiveren Einschnitt an der Klinik empfehlen dürften.

Alles soll offenbar auf den Prüstand

Hinter vorgehaltener Hand ist da zum Beispiel von der konsequenten Optimierung von Abläufen, von einem sehr kritischen Blick auf die offenbar recht hohen Kosten sowie von grundlegenden Änderungen in der Personalstruktur die Rede. Dass diese Bereiche Ansatzpunkte zur Verringerung des Defizits liefern könnten, wäre auch kaum verwunderlich. Denn bei zuletzt 5,1 Millionen Euro minus wird vermutlich so ziemlich alles hinterfragt. Zu tragen ist das Klinik-Defizit von den beiden Landkreis Pfaffenhofen (zu 85 Prozent) und Kelheim (15 Prozent) entsprechend ihrer Gesellschafter-Anteile an der Klinik-GmbH. 

Letztlich werden die Pfaffenhofener Kreispolitiker nach dem Vorliegen des Gutachtens entscheiden müssen, ob sie hinter den Vorschlägen stehen, die von der Beratungsfirma gemacht werden. Oder anders gesagt: Sie werden klar Stellung in der Frage beziehen müssen, wie hart und massiv die Einschnitte sein sollen, die im Zuge der Defizit-Reduzierung vorgenommen werden. In diesem Zusammenhang dürfte auch die Gretchen-Frage wieder in den Fokus rücken: Wie viel ist dem Kreis Pfaffenhofen ein eigenes Krankenhaus wert? Und zwar wert im Sinne von: Wie hoch darf das Minus pro Jahr künftig ausfallen? Wo ist sozusagen die finanzielle Schmerzgrenze?

Standort-Fragen: Mainburg und/oder Pfaffenhofen 

Insider sehen unter anderem Einspar-Potenziale in der Durchleuchtung der beiden Standorte Pfaffenhofen und Mainburg. Gibt es doppelt vorgehaltene Abteilungen, die hohe Kosten verursachen, aber nicht an beiden Krankenhäusern notwendig sind? Können bestimmte medizinische Leistungen an einem der beiden Standorte konzentriert werden? In welchen medizinischen Bereichen laufen die größten Verluste auf? Wo kann man, wo muss man nachjustieren? 

Zudem steht ja noch die Möglichkeit einer Kooperation im Raum. Dazu erklärte Wolf: „Fragen einer möglichen Kooperation sollen erst näher untersucht werden, wenn die eigenen Entwicklungs-Perspektiven der Ilmtalklinik klar umrissen sind.“ Will sagen: Man möchte erst das komplette Gutachten auf dem Tisch haben, um zu sehen, welche wirtschaftliche Zukunft die Berater von „Ernst & Young“ den beiden Krankenhaus-Standorten attestieren. Und ganz am Ende der Liste von Möglichkeiten stünde ein Verkauf.

Nachfolger, Interimslösung, Optionen

Außerdem wurde gestern im Aufsichtsrat über die Nachfolge von Geschäftsführer Marcel John beraten, der bekanntlich um die Auflösung seines Anstellungs-Vertrags zum 31. Juli dieses Jahres gebeten hat, weil er eine Stelle in seiner Heimat gefunden hat. Wie Wolf gestern erklärte, bestehe von Seiten des Gremiums Einverständnis mit dem vorzeitigen Abschied Johns. Vorzeitig deshalb, weil gemäß Vertrag eigentlich eine sechsmonatige Kündigungsfrist einzuhalten wäre. Die abschließende Entscheidung darüber, ob John bereits zum Ende Juli ziehen darf, treffe der Aufsichtsrat der Klinik-Allianz Mittelbayern.  In diesem Gremium sitzen Vertreter aus den Kreisen Pfaffenhofen, Kelheim und Eichstätt. Als Termin für diese Entscheidung nannte Wolf den 3. Mai. Es gilt als wahrscheinlich, dass man John ungeachtet der Kündigungsfrist ziehen lässt. 

Bei der Frage der Nachbesetzung in der Geschäftsführung deutet indes vieles auf eine Interimslösung hin. Nach Informationen unserer Zeitung wurden und werden drei mögliche Optionen besonders konkret diskutiert. Erstens ist die Rede davon, dass Kreisrechnungsprüfer Christian Degen mit das Ruder übernehmen könnte. Er hat tiefe Einblicke in die finanzielle Lage der Klinik. Denkbar wäre dem Vernehmen nach, dass er die wirtschaftlichen Entscheidungen trifft, während ihm – im Sinne einer Doppel-Spitze – ein medizinischer Experte zur Seite gestellt wird.

Übernimmt die Beratungsfirma das Kommando? 

Option zwei soll vorsehen, dass die externen Experten des Beratungs-Unternehmens „Ernst & Young“ die Entwicklung der Klinik-GmbH auch weiterhin eng begleiten und intensiv in die Geschäftsführung mit eingebunden werden. Zum Beispiel in dem Sinne, dass sie – auch anhand ihrer Erkenntnisse aus dem dann vorliegenden Gutachten – entsprechende Vorgaben machen und überwachen beziehungsweise den wirtschaftlichen Sanierungs-Kurs coachen. Der Vorteil an dieser Variante wird unter anderem darin gesehen, dass man mit dem nüchternen Blick von außen auch unangenehme Entscheidungen leichter durchsetzen kann. Denn dass in der aktuellen Situation immer wieder von „knallharter Sanierung“ und „Sparkurs“ die Rede ist, verwundert nicht. 

Drittens scheint es auch denkbar, dass ein neuer (Interims-)Geschäftsführer eingestellt wird, um die Nachfolge von John anzutreten. Dem Vernehmen nach liegen auch bereits Initiativ-Bewerbungen vor. Nicht zuletzt scheint aber auch eine Kombination der genannten drei Optionen denkbar.

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