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Aufsichtsräte gaben grünes Licht: Geschäftsführer der Ilmtalklinik-GmbH räumt Ende Juli den Schreibtisch, Auflösungsvertrag in Arbeit – In Sachen Nachfolge: Interimslösung gilt als wahrscheinlich 

(ty) Marcel John, der Geschäftsführer der hochdefizitären Ilmtalklinik-GmbH mit ihren beiden Krankenhäusern in Pfaffenhofen und Mainburg, will bekanntlich auf eigenen Wunsch seinen Posten räumen. Und zwar, ungeachtet der Kündigungsfrist, bereits zum Ende Juli. Der Ilmtalklinik-Aufsichtsrat hatte bereits signalisiert, ihm da keine Steine in den Weg legen zu wollen. Gestern nun hat auch der Aufsichtsrat der "Klinik-Allianz Mittelbayern" (KAM), zu der sich die Landkreise Pfaffenhofen, Eichstätt und Kelheim zusammengeschlossen haben, grünes Licht für Johns vorzeitigen Abschied gegeben. Das bestätigte der Pfaffenhofener Landrat Martin Wolf (CSU) heute gegenüber unserer Zeitung.

John ist zugleich einer von zwei Geschäftsführern der KAM, weshalb auch der Abschied von diesem Posten abgewickelt werden muss. Der KAM-Aufsichtsrat hat laut Wolf nun gestern den Auftrag erteilt, einen Auflösungsvertrag mit John zum 31. Juli dieses Jahres zu erarbeiten, über den dann noch einmal abgestimmt wird. Es handle sich hier um die formal korrekte Abwicklung einer Personalangelegenheit, so Wolf sinngemäß.

Anfang April beantragte John, wie berichtet, die Auflösung seines Vertrags zum 31. Juli dieses Jahres. Er hat einen unbefristeten Arbeitsvertrag mit eigentlich sechsmonatiger Kündigungsfrist. Deshalb waren entsprechende Beschlüsse nötig, damit er frühzeitig gehen kann. John habe sich zu dem Schritt aus persönlichen Gründen entschieden, ließ er wissen. Er kehrt mit seiner Familie zurück in seine Heimat Thüringen, wo er ebenfalls die Position als Geschäftsführer eines Klinikverbunds im Umkreis von Erfurt übernehmen wird. Aus dieser Gegend kommt John, auch seine ganze Familie lebe dort, sagte er uns. Es sei „keine leichte Entscheidung“ gewesen, sagte John Anfang April im Gespräch mit unserer Zeitung. Doch ihm habe sich eine „einzigartige Gelegenheit“ offenbart.

Nachbesetzung: Mehrere Optionen denkbar

Bei der Frage der Nachbesetzung in der Geschäftsführung deutet indes vieles auf eine Interimslösung hin. Nach Informationen unserer Zeitung wurden und werden drei mögliche Optionen besonders konkret diskutiert. Erstens ist die Rede davon, dass Kreisrechnungsprüfer Christian Degen mit das Ruder übernehmen könnte. Er hat tiefe Einblicke in die finanzielle Lage der Klinik. Denkbar wäre dem Vernehmen nach, dass er die wirtschaftlichen Entscheidungen trifft, während ihm – im Sinne einer Doppel-Spitze – ein medizinischer Experte zur Seite gestellt wird.

Option zwei soll vorsehen, dass die externen Experten des Beratungs-Unternehmens „Ernst & Young“ – die derzeit mit einem Gutachten zur wirtschaftlichen Lage und Perspektive der Klinik-GmbH betraut sind – die Entwicklung auch weiterhin eng begleiten und intensiv in die Geschäftsführung mit eingebunden werden. Zum Beispiel in dem Sinne, dass sie – auch anhand ihrer Erkenntnisse aus dem dann vorliegenden Gutachten – entsprechende Vorgaben machen und überwachen beziehungsweise den wirtschaftlichen Sanierungs-Kurs coachen. Der Vorteil an dieser Variante wird unter anderem darin gesehen, dass man mit dem nüchternen Blick von außen auch unangenehme Entscheidungen leichter durchsetzen kann. Denn dass in der aktuellen Situation immer wieder von „knallharter Sanierung“ und „Sparkurs“ die Rede ist, verwundert nicht. 

Drittens scheint es auch denkbar, dass ein neuer (Interims-)Geschäftsführer eingestellt wird, um die Nachfolge von John anzutreten. Dem Vernehmen nach liegen auch bereits Initiativ-Bewerbungen vor. Nicht zuletzt scheint aber auch eine Kombination der genannten drei Optionen denkbar. 

John ist erst zwei Jahre im Amt 

John war mit Wirkung zum 1. Mai 2014 als neuer Geschäftsführer der Ilmtalklinik-GmbH berufen worden. Er trat – nach einer Interimslösung – die Nachfolge des fristlos gekündigten Marco Woedl an. Woedl waren auf Beschluss des Pfaffenhofener Kreistags hin rund 200 000 Euro Abfindung bezahlt worden – gegen ihn ermittelt die Staatsanwaltschaft Ingolstadt inzwischen seit längerer Zeit wegen Betrugsverdachts; Gegenstand der Ermittlungen sind mehrere Geschäftsvorgänge in seiner Zeit als Chef der Ilmtalklinik-GmbH.  

Marcel John war vor seinem Wechsel nach Pfaffenhofen als alleiniger Geschäftsführer der Herz-Jesu-Krankenhaus-GmbH in Wien tätig. Er wechselte mit großen Vorschuss-Lorbeeren und bestem Ruf in die Hallertau. Seine Aufgabe in Pfaffenhofen lautete: Die Ilmtalklinik-GmbH aus den tiefroten Zahlen führen und fit für die Zukunft machen – und das vor dem Hintergrund immer schwieriger werdender gesundheitspolitischer Rahmenbedingungen. 

Im vergangenen Jahr betrug das Defizit der Klinik-GmbH satte 5,1 Millionen Euro, weshalb zuletzt auch Zweifel an Johns Marschrichtung laut geworden waren. Das externe Gutachten wurde angesichts dieser tiefroten Zahlen in Auftrag gegeben – es soll den eingeschlagenen Kurs beleuchten, und damit im Grunde auch Johns Wirken.

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