Das Minus aus dem laufenden Betrieb soll um fast eine Million auf 3,99 Millionen Euro reduziert werden.
Von Tobias Zell
Für Diskussionen und Irritation sorgt ein aktueller Bericht einer Tageszeitung, der den Eindruck erweckt, als würde die Ilmtalklinik-GmbH mit ihren beiden Krankenhäusern in Pfaffenhofen und Mainburg heuer auf ein Rekord-Minus aus dem laufenden Betrieb in Höhe von 5,3 Millionen Euro zusteuern. Nach Informationen unserer Zeitung ist allerdings eher das Gegenteil der Fall. Wie dem Wirtschaftsplan für heuer, der unserer Redaktion vorliegt, zu entnehmen ist, geht man von einem Minus von 3,99 Millionen Euro aus. Das wäre das niedrigste operative Defizit seit Jahren und würde dafür sorgen, dass der Kurs zur wirtschaftlichen Sanierung unter den beiden neuen Geschäftsführern Ingo Goldammer und Christian Degen sich deutlich in Zahlen niederschlägt.
„Derzeit beläuft sich das jährliche Defizit noch auf fast fünf Millionen Euro“, heißt es in dem besagten Zeitungs-Bericht. „Ein (sic!) Zahl, die im nächsten Jahr sogar noch leicht anwachsen könnte: auf vermutlich 5,3 Millionen Euro.“ Augenscheinlich werden hier allerdings das gesamte Defizit und das Minus aus dem operativen Geschäft miteinander verglichen. Denn während das Minus aus dem laufenden Betrieb zuletzt tatsächlich fast fünf Millionen Euro betrug, sollen es heuer nur mehr 3,99 Millionen Euro sein – also um eine knappe Million Euro weniger. Auf das in dem Artikel prophezeite Defizit von 5,3 Millionen Euro für heuer kommt man mutmaßlich erst dann, wenn man die Kosten für Brandschutz-Maßnahmen dazuzählt. Allerdings sind die Defizit-Zahlen praktisch nicht mehr vergleichbar, wenn man einmal die Ausgaben für den Brandschutz addiert und einmal nicht. Der Vollständigkeit halber: Inklusive Brandschutz wären es für das vergangene Jahr deutlich über sechs Millionen Euro Defizit.
Das Minus aus dem reinen Klinik-Betrieb war laut ursprünglichem Wirtschaftsplan für das vergangene Jahr mit 4,3 Millionen Euro angesetzt worden, wurde dann im Herbst auf 4,7 Millionen korrigiert und wird letztlich nach derzeitigem Stand wohl um die 4,9 Millionen Euro betragen. Der offizielle Abschluss für das vergangene Jahr liegt noch nicht vor. Gründe dafür, dass das operative Defizit doch um ein gutes Stück höher ausfallen wird, als kalkuliert, gibt es nach Informationen unserer Zeitung mehrere: Zum einen soll es in einzelnen Klinik-Abteilungen im vergangenen Jahr zum Teil deutlich unter Plan gelaufen sein, zum anderen waren angeblich der November und Dezember aus wirtschaftlicher Warte insgesamt recht unerfreulich. Dem Vernehmen nach belasten obendrein „Sondereffekte“ auf der Personalseite das operative Ergebnis.
Die Ilmtalklinik-GmbH steckt seit mehreren Jahren in den roten Zahlen. Das Defizit aus dem laufenden Geschäftsbetrieb wird alljährlich von den Landkreisen Pfaffenhofen (85 Prozent) und Kelheim (15 Prozent), den beiden Gesellschaftern, entsprechend ihrer Anteile ausgeglichen; die baulichen Investitionen in den beiden Häusern hat in der Regel der jeweilige Landkreis zu tragen. Das bislang höchste Minus aus dem operativen Geschäftsbetrieb der Krankenhaus-GmbH stand im Jahr 2015 zu Buche – die gut 5,1 Millionen Euro hatten damals die Alarmglocken schrillen lassen.
Seither wird intensiv an der wirtschaftlichen Sanierung der Klinik-Gesellschaft gearbeitet. Wie die Zahlen dokumentieren, verringerte sich seither das Defizit zwar etwas – allerdings keineswegs in der Geschwindigkeit und in dem Umfang, wie sich das mancher erhofft hatte. Für das Jahr 2016 stand ein operatives Defizit von 4,8 Millionen Euro zu Buche, für 2017 nun wohl die genannten 4,9 Millionen Euro. Das aktuelle Jahr gilt auch deshalb für viele als richtungsweisend. Zum einen wird endlich eine deutliche Defizit-Senkung erwartet, zum anderen – wie berichtet – das medizin-strategische Konzept erneut modifiziert.
Der Wirtschaftsplan für dieses Jahr trägt den hohen Erwartungen durchaus Rechnung und geht von einem Minus aus dem laufenden Betrieb von 3,99 Millionen Euro aus – der Drei vor dem Komma darf hier durchaus psychologische Wirkung attestiert werden. Realisiert werden soll die Defizit-Senkung unter anderem durch eine Steigerung der Erträge, eine Erhöhung der Fallzahlen und zum Beispiel durch ein weiteres Wachstum der Akutgeriatrie sowie durch die weitere Hebung der in einem Gutachten von „Ernst & Young“ attestierten Potenziale, etwa beim Einkauf. Das angepeilte Defizit von knapp vier Millionen Euro ergibt sich laut dem unserer Redaktion vorliegenden Wirtschaftsplan durch Erträge in Höhe von rund 58,6 Millionen Euro bei gleichzeitigen Aufwendungen von 62,6 Millionen Euro.
Eine im Sommer 2016 von dem renommierten Beratungs-Unternehmen „Ernst & Young“ vorgelegte Expertise war bekanntlich zu der Einschätzung gelangt, dass es an der Klinik-GmbH mit ihren beiden Standorten ein beachtliches finanzielles Potenzial zu heben gibt. Demnach – so hieß es damals – ließe sich das Ergebnis aus dem laufenden Betrieb bis zum Jahr 2019 schrittweise um 4,1 Millionen Euro per anno verbessern. Will sagen: Die beiden Kliniken würden dann zusammen nur mehr ungefähr eine Million Euro im Jahr Minus machen. So schnell wird es höchstwahrscheinlich nicht gehen, wie die jüngsten Zahlen zeigen. Doch sollte der diesjährige – durchaus ambitionierte – Wirtschaftsplan eingehalten werden, dann wäre das sicher deutlich mehr als ein symbolischer Schritt aus den tiefroten Zahlen.
Am heutigen Nachmittag befasst sich der Pfaffenhofener Kreisausschuss laut Tagesordnung einzig und allein mit dem „Situationsbericht zur medizinischen, baulichen und finanziellen Entwicklung der Ilmtalklinik-GmbH“. Unter anderem wird dabei wohl der aktuelle Wirtschaftsplan erläutert und über das neue medizinische Konzept (Zwei Kliniken, fünf Millionen Minus im Jahr und ein neuer Plan) für die beiden Krankenhäuser besprochen. Die Sitzung begann um 14.30 Uhr, allerdings hinter verschlossen Türen. Hintergrund für den Ausschluss der Öffentlichkeit dürfte sein, dass ein beauftragter Anwalt die Ergebnisse seiner Untersuchungen in Zusammenhang mit dem Wirbel um die Generalsanierung vorstellt.
In Pfaffenhofen war die unmittelbar bevorstehende Generalsanierung des Krankenhauses eilends auf Eis gelegt worden, nachdem im vergangenen Herbst ans Licht gekommen war, dass bei den Planungen – entgegen aller Annahmen – Teile des Gebäude-Komplexes gar nicht berücksichtigt worden waren. Das sorgte für Aufregung und Diskussionen, Rufe nach Konsequenzen wurden laut. Ein Anwalt wurde deshalb auch mit der Klärung der Fragen beauftragt, wie das passieren konnte, wer dafür verantwortlich ist, und ob jemand juristisch zu belangen ist beziehungsweise haftbar gemacht werden kann.
Ab 16.30 Uhr ist die heutige Sitzung dann öffentlich, wie auf Anfrage unserer Zeitung aus dem Landratsamt erklärt wurde.
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