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Im April sollte der Posten schon besetzt sein, bis November dauert es nun. Das hat auch finanzielle Folgen für die in den tiefroten Zahlen steckenden Krankenhäuser von Mainburg und Pfaffenhofen

Von Tobias Zell

Ende März hatte Chefarzt Reinhard Lange die Ilmtalklinik-GmbH mit ihren Standorten in Pfaffenhofen und Mainburg offiziell verlassen, bereits für April wollte man einen Nachfolger präsentieren. Doch es zog sich hin. Jetzt wurde mitgeteilt, dass Achim Hessenberger zum 1. November der neue Chefarzt der Allgemein- und Viszeral-Chirurgie wird. Diese Verzögerung dürfte der Klinik-Gesellschaft, die ohnehin in den tiefroten Zahlen steckt, teuer zu stehen kommen. Nach Informationen unserer Zeitung beschert die mehrmonatige Vakanz nämlich Umsatz-Einbußen in einer Größenordnung von mehreren hunderttausend Euro. Das wiederum dürfte sich merklich auf das Jahres-Ergebnis auswirken. Das Minus aus dem operativen Geschäft droht damit heuer deutlich höher auszufallen als die anvisierten 3,99 Millionen Euro.

 

Die offizielle Sprachregelung zum Abschied von Chefarzt Lange lautet: "Die Parteien haben sich im besten gegenseitigen Einvernehmen auf eine Übergangslösung geeinigt, weil der Chefarzt keine Möglichkeit mehr gesehen hat, im Rahmen geänderter Betiebs-Strukturen seine Konzepte zu verwirklichen." Das wurde jetzt auf Anfrage unserer Redaktion aus der Klinik-Geschäftsführung erklärt.

Über die Hintergründe von Langes Weggang war immer wieder spekuliert worden. Dem Vernehmen nach begannen die Unstimmigkeiten bereits in der Zeit, als der frühere Klinik-Geschäftsführer Marcel John noch im Amt war. "Lange sollte als Sündenbock herhalten", sagt ein Insider im Gespräch mit unserer Zeitung. "Man wollte ihn loswerden", berichtet ein anderer. Die Auflösung des Vertrags mit dem renommierten Mediziner ließ sich die Klinik-GmbH angeblich einen sechsstelligen Euro-Betrag kosten – auch das findet sich freilich auf der Ausgaben-Seite wieder.

 

In der Kreistag-Sitzung am 24. September hatte der Pfaffenhofener Landrat Martin Wolf (CSU), zugleich Aufsichtsrat-Vorsitzender der Klinik-GmbH, offiziell eingeräumt, dass die gewünschte Nachbesetzung des Chefarzt-Postens zum April nicht eingehalten werden konnte. Er sprach von einer "Entwicklung, die uns nicht gefällt". Die Lücke sei "größer als erwartet", sagte Wolf – und meinte das auf die zeitliche Dimension bezogen. Aus gut informierten Kreisen verlautete, dass die Suche nach einem Lange-Nachfolger wohl zu spät begonnen und vielleicht nicht intensiv genug betrieben worden war. 

Jedenfalls hat die mehrmonatige Vakanz dieser Chefarzt-Stelle – die Abteilung wird seither übergangsweise von Oberarzt Franz Richichi geleitet – nach Informationen unserer Zeitung auch eine finanzielle Dimension. Wie zu erfahren war, beschert diese Posten-Vakanz sinkende Fallzahlen. Und das wirkt sich auf den Jahres-Umsatz der Klinik-GmbH aus: Die Rede ist von einem Rückgang um etliche hunderttausend, ja sogar bis zu einer Million Euro – allein in dieser Abteilung.

Ingo Goldammer (links), Geschäftsführer der Ilmtalklinik-GmbH, mit dem künftigen Chefarzt Dr. Achim Hessenberger. Foto: Frömer 

Man hofft nun, dass im November und Dezember – wenn sozusagen wieder Vollbesetzung in der Allgemein- und Viszeral-Chirurgie herrscht – das finanzielle Malheur unter der Regie des neuen Chefarztes noch einigermaßen eingedämmt werden kann. Allerdings liegt angeblich noch mindestens eine weitere medizinische Abteilung in diesem Jahr bislang beim Umsatz hinter den angepeilten Zahlen.

Vor diesem Hintergrund haben sich Insider bereits von dem – ohnehin sehr ambitionierten – Ergebnis verabschiedet, das laut Wirtschaftsplan für dieses Jahr aus dem operativen Geschäft angepeilt worden war. Das anvisierte Minus von 3,99 Millionen Euro dürfte demnach wohl überschritten werden. Wie deutlich, das werden die kommenden zwei Monate zeigen.

"Wir sind wirtschaftlich gut in das neue Jahr gestartet und unsere Erwartungen sind bislang erfüllt worden", hatte die Klinik-Geschäftsführung im April auf Anfrage unserer Redaktion erklärt. Zu diesem Zeitpunkt ging man allerdings noch nicht davon aus, dass die Nachbesetzung des Chefarzt-Postens sich so lange hinauszieht und dass offenbar auch weitere Abteilungen beim Umsatz schwächeln. Nun bleiben nur noch wenige Wochen, um das finanzielle Ruder für heuer noch herumzureißen.

 

Das Minus aus dem reinen Klinik-Betrieb war laut dem ursprünglichen Wirtschaftsplan für das vergangene Jahr mit 4,3 Millionen Euro angesetzt worden, allerdings dann im Herbst vergangenen Jahres auf 4,7 Millionen Euro korrigiert worden. Zuletzt ging man sogar von einem Defizit um 4,9 Millionen Euro aus. Gründe dafür, dass das erwartete operative Ergebnis nach unten korrigiert worden war, gab es nach Informationen unserer Zeitung mehrere: Zum einen soll es in einzelnen Klinik-Abteilungen im vergangenen Jahr zum Teil deutlich unter Plan gelaufen sein, zum anderen waren angeblich der November und Dezember aus wirtschaftlicher Warte recht unerfreulich. Dem Vernehmen nach belasten obendrein "Sondereffekte" auf der Personalseite das operative Ergebnis. Am Ende beschloss man das vergangene Jahr mit einem Minus von rund 4,5 Millionen Euro.

Die Ilmtalklinik-GmbH steckt bekanntlich seit mehreren Jahren in den roten Zahlen. Das Defizit aus dem laufenden Geschäftsbetrieb wird alljährlich von den Landkreisen Pfaffenhofen (85 Prozent) und Kelheim (15 Prozent), den beiden Gesellschaftern, entsprechend ihrer Anteile ausgeglichen; die baulichen Investitionen in den beiden Häusern hat in der Regel der jeweilige Landkreis zu tragen. Das bislang höchste Minus aus dem operativen Geschäftsbetrieb der Krankenhaus-GmbH stand im Jahr 2015 zu Buche – die gut 5,1 Millionen Euro hatten damals die Alarmglocken schrillen lassen. 

 

Seither wird intensiv an der wirtschaftlichen Sanierung der beiden Krankenhäuser gearbeitet. Wie die Zahlen dokumentieren, verringerte sich seither das Defizit zwar etwas – allerdings nicht in der Geschwindigkeit und in dem Umfang, wie sich das mancher erhofft hatte. Für das Jahr 2016 stand ein operatives Defizit von 4,8 Millionen Euro zu Buche, für das vergangene Jahr dann die genannten 4,5 Millionen Euro. Das aktuelle Jahr gilt auch deshalb für viele als richtungsweisend. Zum einen wird eine deutliche Defizit-Senkung erwartet, zum anderen wurde – wie berichtet – das medizin-strategische Konzept erneut modifiziert. Außerdem steht in Pfaffenhofen die bauliche Generalsanierung bevor. 

Der Wirtschaftsplan für dieses Jahr trägt den hohen Erwartungen durchaus Rechnung und geht von einem Minus aus dem laufenden Betrieb von 3,99 Millionen Euro aus – der Drei vor dem Komma darf psychologische Wirkung attestiert werden. Realisiert werden soll die Defizit-Senkung unter anderem durch eine Steigerung der Erträge, eine Erhöhung der Fallzahlen und zum Beispiel durch ein weiteres Wachstum der Akutgeriatrie sowie durch die weitere Hebung der in einem Gutachten attestierten Potenziale, etwa beim Einkauf. Das angepeilte Defizit von knapp vier Millionen Euro ergibt sich laut dem unserer Redaktion vorliegenden Wirtschaftsplan durch Erträge in Höhe von rund 58,6 Millionen Euro bei gleichzeitigen Aufwendungen von 62,6 Millionen Euro.

 

Eine im Sommer 2016 von dem renommierten Beratungs-Unternehmen "Ernst & Young" vorgelegte Expertise war bekanntlich zu der Einschätzung gelangt, dass es an der Klinik-GmbH mit ihren beiden Standorten ein beachtliches finanzielles Potenzial zu heben gibt. Demnach – so hieß es damals – ließe sich das Ergebnis aus dem laufenden Betrieb bis zum Jahr 2019 schrittweise um 4,1 Millionen Euro per anno verbessern. Will sagen: Die beiden Kliniken würden dann zusammen nur mehr ungefähr eine Million Euro im Jahr Minus machen. So schnell geht es offenbar nicht, wie die Zahlen zeigen. Doch sollte der diesjährige Wirtschaftsplan am Ende doch noch eingehalten werden, dann wäre das mehr als ein symbolischer Schritt aus den tiefroten Zahlen. 

Der neue Chefarzt, Achim Hessenberger (42), ist Facharzt für Chirurgie, Facharzt für Viszeral-Chirurgie sowie spezielle Viszeral-Chirurgie und Notfallmedizin. Der gebürtige Traunsteiner absolvierte sein Studium an der TU München, seine Assistenzarzt-Zeit verbrachte er am Klinikum Traunstein.  Danach praktizierte er am Klinikum Meiningen und war dort als Oberarzt in der als Gefäß- und Darmzentrum zertifizierten Abteilung tätig. Im Jahr 2012 wechselte er als Oberarzt an das Sana-Klinikum in Hof, ab 2015 hat er dort als Sektionsleiter die Schilddrüsen-Chirurgie aufgebaut und verantwortet. Seine Schwerpunkte sind die Chirurgie der Schilddrüse, die colorektale Chirurgie inklusive laparoskopischer Dickdarmkrebs-Chirurgie und die Hernien-Chirurgie. Am 1. November tritt er seinen Chefarzt-Posten an der Ilmtalklinik an.

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